23 August 2024

STK NRW - Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an elf Persönlichkeiten

Ministerpräsident Wüst: Wir ehren Menschen, die sich jeden Tag auf vielfältige und lebendige Art und Weise um unser Land verdient machen

Zum 78. Landesgeburtstag hat Ministerpräsident Hendrik Wüst am Freitag, 23. August 2024, den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an elf engagierte Menschen verliehen. Mit dem Verdienstorden ehrt die Landesregierung traditionell ehrenamtlich besonders engagierte Personen für ihren herausragenden Einsatz für das Gemeinwohl und das Land Nordrhein-Westfalen. Die Verleihung fand in der Staatskanzlei in Düsseldorf statt.

„Unser Land und unsere Gesellschaft leben von Menschlichkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Wenn besondere Menschen sich den Einsatz und das Engagement für diese entscheidenden Werte zur Lebensaufgabe machen, verdienen sie unseren Dank und unsere Anerkennung“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst. „Die Auszeichnung mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ist daher ein bedeutendes Zeichen: Wir ehren damit Menschen, die sich jeden Tag auf vielfältige und lebendige Art und Weise um unser Land verdient machen – unter Einsatz von viel Zeit und Kraft, immer mit dem genauen Blick auf ihre Mitmenschen. Alle Preisträgerinnen und Preisträger hier setzen sich zum Teil schon seit Jahrzehnten für unser Land ein, mit herausragendem Engagement und unter Zurückstellung eigener Interessen. Sie alle stiften Zusammenhalt und Teilhabe über Generationen hinweg und sind Vorbilder und Hoffnungsträger für uns und unser Land.“


Über den Landesverdienstorden

Der Verdienstorden des Landes ist eine der höchsten Auszeichnungen und wurde 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau gestiftet. Als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit wird er an besonders engagierte Persönlichkeiten verliehen. 

Ausgezeichnet mit dem Landesverdienstorden wurden am 23. August 2024:

Bärbel Ackerschott aus Köln 

Bärbel Ackerschott gründete vor über 30 Jahren die Notschlafstelle und Krankenwohnung für obdachlose Drogenabhängige im Zentrum Kölns, das sogenannte „Notel“. Hier können Menschen in einer sicheren Umgebung die Nacht verbringen. Bärbel Ackerschott leitete das „Notel“ bis zu ihrem Ruhestand 2022. 

Elisabeth Auchter-Mainz aus Aachen

Die Juristin aus Aachen war von 2013 bis 2016 die erste Frau, die das Amt der Generalstaatsanwältin in Nordrhein-Westfalen innehatte. Anschließend übte sie von 2017 bis 2023 das Amt der Beauftragten für den Opferschutz des Landes Nordrhein-Westfalen aus. In dieser Funktion war sie die zentrale Ansprechpartnerin für alle Opfer von Straf- und Gewalttaten und deren Angehörige.

Petra Bentkämper aus Bielefeld

Petra Bentkämper ist seit 1992 aktive Landfrau und seit 2019 Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes. Zuvor war sie von 2006 bis 2018 die Kreisvorsitzende des Landfrauenverbandes Bielefeld, von 2010 bis 2014 gehörte sie dem Präsidium des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes an.

Dr. Ricarda Brandts aus Bochum

Als erste Frau an der Spitze des obersten Gerichts unseres Landes war Dr. Ricarda Brandts von 2013 bis 2021 Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes des Landes Nordrhein-Westfalen. Zuvor war die Juristin von 2008 bis 2010 Richterin am Bundessozialgericht sowie von 2010 bis 2013 Präsidentin des Landessozialgerichts des Landes Nordrhein-Westfalen. 

Hans Hund aus Bocholt

Der gelernte Elektroinstallateur- und Kälteanlagenbauermeister Hans Hund ist seit 2014 Präsident der Handwerkskammer Münster und seit 2021 Ehrenpräsident des Westdeutschen Handwerkskammertages, dem er zuvor fünf Jahre als Präsident angehörte. Hans Hund liegt insbesondere die berufliche Bildung junger Menschen am Herzen. So konnte während seiner Präsidentschaft unter anderem ein umfassendes Modernisierungspaket für die Bildungszentren des Handwerks im Land auf den Weg gebracht werden.

Prof. Dr. Wilhelm (Wim) Kösters aus Münster

Prof. Dr. Wilhelm Kösters ist einer der herausragenden Wissenschaftler unseres Landes. Der emeritierte Professor für Volkswirtschaftslehre in Münster und Bochum übte von 1998 bis 2002 das Amt des Vorsitzenden des Forschungsbeirats des „RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung“ aus und gehörte von 2003 bis 2017 dessen Vorstand an. Seit 2011 ist er Vorstandsvorsitzender der „Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk“.

Dr. Robert Neugröschel aus Aachen

Dr. Robert Neugröschel setzt sich seit Jahrzehnten für jüdisches Leben in Nordrhein-Westfalen ein. Seit 1999 ist er Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Aachen, der rund 1.300 Mitglieder angehören. Zudem ist er seit 2016 stellvertretender Vorsitzender der jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Dr. Robert Neugröschel gründete 2002 die „Stiftung zur Förderung der Jüdischen Gemeinden“ und ist seitdem ihr Vorsitzender. 

Walter Schneeloch aus Bergisch Gladbach

Mehr als 15 Jahre hat sich Walter Schneeloch als Präsident des Landessportbundes NRW für den Sport in unserem Land eingesetzt. 2020 wurde er zum Ehrenpräsidenten des Landessportbundes ernannt, zuvor gehörte er von 1992 bis 2004 dem Präsidium und Beirat des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes an. 

Horst Thoren aus Korschenbroich

Horst Thoren gehört seit 1977 dem Vorstand der Schützenbruderschaften „St. Sebastianus und St. Katharina“ in Korschenbroich an. Seitdem widmet er sich dem Schützenbrauchtum in Nordrhein-Westfalen. Seit 1988 ist er Bezirksbundesmeister der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften im Bezirksverband Mönchengladbach und gehört seit über 30 Jahren der Plenarversammlung der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen an. Er amtiert als Vizepräsident der Europa-Schützen.

Jacques Tilly aus Düsseldorf

Er hat den Düsseldorfer Karneval über seine Grenzen hinaus geprägt: Jacques Tilly baut und entwirft seit 1984 Karnevalswagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug, die mit seiner unverkennbaren politisch-satirischen Handschrift aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen verarbeiten. Seine Karnevalswagen haben auch international für Aufsehen und Diskussionen gesorgt.

Hermann Wallmann aus Münster

Der Kritiker und Lyriker Hermann Wallmann engagiert sich seit Jahrzehnten neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ehrenamtlich im kulturellen Bereich. Er ist Vorsitzender des „Literaturvereins Münster e.V.“  und beteiligt sich an zahlreichen kulturellen und literarischen Projekten der Stadt Münster. 

Die Laudationes an die neuen Ordensträgerinnen und Ordensträger im Wortlaut:

Es gilt das gesprochene Wort.

Bärbel Ackerschott aus Köln 

Für Bärbel Ackerschott war ihre Arbeit als Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin immer mehr als nur ein Beruf. Es war eine Berufung. In Köln hat sie die Obdachlosenunterkunft „Notel“ mitbegründet und bis 2022 über 30 Jahre lang geleitet. Das „Notel“ ist eine Einrichtung für Obdachlose und Drogenabhängige. Und zwar die erste Notschlafstelle für Drogenabhängige in Nordrhein-Westfalen. Mehr als 4.000 Übernachtungen im Jahr zählt die Einrichtung, die ganzjährig geöffnet ist. Obdachlose und Drogenabhängige finden hier das, was es sonst kaum für sie gibt: eine warme Mahlzeit, saubere Kleidung, Einrichtungen zur Körperpflege, einen Schlafplatz. Im Notel ist jeder willkommen. So, wie er ist. 

Im Laufe der Jahre wurde das „Notel“ Stück für Stück erweitert: So gibt es im Winter an Sonn- und Feiertagen ein Café, in dem Obdachlose etwas trinken, essen, sich aufwärmen und Kontakte pflegen können. Eine Krankenwohnung für erkrankte und hilfsbedürftige obdachlose Männer und Frauen wurde eingerichtet und eine tägliche medizinische Sprechstunde mit einem Arzt und einer Pflegekraft. Um das alles am Laufen zu halten, hat Bärbel Ackerschott sehr erfolgreich finanzielle Mittel akquiriert und einen großen Spenderkreis aufgebaut. 2016 wurde sie als Beraterin in die Kommission der Deutschen Bischofskonferenz für caritative Fragen berufen. Bis heute arbeitet sie im Rahmen dieses Ehrenamtes an der Weiterentwicklung der Caritas. Ihr Engagement setzt sie auch nach ihrem Ruhestand seit September 2022 fort. 

Liebe Bärbel Ackerschott, voller Tatkraft haben Sie sich mehr als drei Jahrzehnte um die Menschen gekümmert, die am Rande der Gesellschaft stehen. Mit großem Respekt vor Ihrer Lebensleistung verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. 

Elisabeth Auchter-Mainz aus Aachen

2017 hat Nordrhein-Westfalen als erstes Land in Deutschland das Amt einer Beauftragten für den Opferschutz geschaffen. Ziel war es, eine zentrale Anlaufstelle für alle Opfer von Straf- und Gewalttaten und deren Angehörige zu etablieren. Diese Aufgabe war wie geschaffen für Elisabeth Auchter-Mainz. Nach verschiedenen beruflichen Stationen war sie die erste Frau, die das Amt der Generalstaatsanwältin in Nordrhein-Westfalen ausübte. Als Opferschutzbeauftragte war sie mehrfach mit schwerwiegenden Gewaltfällen konfrontiert, unter anderem von sexueller Gewalt gegen Kinder in Lüdge, Bergisch-Gladbach und Münster. Nach diesen Erfahrungen entwickelte Elisabeth Auchter-Mainz ein Konzept zur Opferunterstützung. Es bildet die Basis für das Gesetz über die Beauftragte oder den Beauftragten für den Opferschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. 

Elisabeth Auchter-Mainz hat ihr Amt auch dazu genutzt, ein dichtes Netzwerk für Opfer und deren Angehörige zu knüpfen, das bundesweit Vorbildcharakter hat. Nordrhein-Westfalen nimmt dank Ihrer Arbeit, liebe Frau Auchter-Mainz, bundesweit eine Vorreiterrolle im Opferschutz ein. Elisabeth Auchter-Mainz engagiert sich auch im Weißen Ring, einem Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten. In ihrer Heimatstadt Aachen engagiert sie sich zudem seit Jahrzehnten, vor allem für den Schutz von Frauen und Mädchen und für geflüchtete Menschen. 

Liebe Frau Auchter-Mainz, in ihrer gut fünfjährigen Amtszeit als Opferschutzbeauftragte haben Sie wahre Pionierarbeit geleistet und unzähligen Opfern von Straf- und Gewalttaten geholfen. Sie haben hingehört und hingeschaut, wenn andere weggeschaut haben. Sie haben den Opferschutz in Nordrhein-Westfalen zum bundesweiten Vorbild gemacht, das viele Nachahmer findet. Für Ihr herausragendes Engagement verleihe ich Ihnen den Verdienstorden des Landes-Nordrhein-Westfalen.

Petra Bentkämper aus Bielefeld

Petra Bentkämper ist seit über drei Jahrzehnten eine aktive Landfrau und inzwischen sogar Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes. Aber der Reihe nach: Seit 1991 bewirtschaftet sie gemeinsam mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb. Ein Jahr später beginnt sie ihr Engagement bei den Landfrauen. 2003 wurde sie Ortsvorsitzende des Landfrauenverbandes Bielefeld-Senne, 2006 bis 2018 war sie Kreisvorsitzende. Seit 2010 ist sie Mitglied im Präsidium des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes, von 2014 bis 2019 als Vizepräsidentin. Seit 2011 wurde sie im Deutschen Landfrauenverband auf Bundesebene aktiv: als Mitglied und Vorsitzende in verschiedenen Fachausschüssen, als Präsidiumsmitglied und seit 2019 als Präsidentin.

Petra Bentkämper hat großen Anteil daran, dass sich das Bild „der Landfrau“ verändert hat. Inzwischen wissen in der Landes- und in der Bundespolitik alle Verantwortlichen, dass der Deutsche Landfrauenverband die Interessenvertretung aller Frauen im ländlichen Raum ist. Petra Bentkämper arbeitet intensiv mit in Zukunftskommissionen, Sachverständigengremien und in der Landwirtschaftskammer. Sie streitet für eine gute Zukunft für unsere heimische Landwirtschaft. Und damit für eine gute Zukunft für die Lebensgrundlage von uns allen.

Liebe Frau Bentkämper, Sie werden wegen Ihrer offenen, den Menschen zugewandten und verbindenden Art besonders geschätzt. Heute verleihe ich Ihnen für Ihr Engagement den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Dr. Ricarda Brandts aus Bochum

Mit Dr. Ricarda Brandts ehren wir heute eine weitere herausragende Juristin. Nach Stationen als Richterin am Bundessozialgericht und als Präsidentin des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen wird sie 2013 zur Präsidentin des Oberverwaltungsgerichts und als erste Frau zur Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes des Landes Nordrhein-Westfalen in Münster berufen. Dieses wichtige Amt bekleidet sie bis zum Jahr 2021. Im Jahre 2016 wird Dr. Ricarda Brandts zum Hochschulratsmitglied der Ruhr-Universität Bochum berufen. Seitdem engagiert sie sich als stellvertretende Hochschulratsvorsitzende für die Belange und Zukunftsperspektiven der Ruhr-Uni und ihrer Studierenden. Besonderen Wert legt sie dabei auf die Weiterentwicklung der Lehre. Im Jahr 2022 wird Dr. Ricarda Brandts Vorstandsvorsitzende der „UNO-Flüchtlingshilfe“. Dr. Ricarda Brandts setzt sich intensiv für Geflüchtete ein. Sie macht sich persönlich ein Bild davon, wie die Unterstützung der UNO-Flüchtlingshilfe und des UNHCR vor Ort ankommt. Sie war in Griechenland, in Jordanien und in Kenia und besuchte dort Flüchtlingslager. 

Liebe Frau Dr. Brandts, Ihre Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen zu übernehmen, ist beeindruckend. Deshalb ist es mir eine besondere Freude, Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.

Hans Hund aus Bocholt

Hans Hund war 23 Jahre alt, als er seine Meisterprüfung als Elektroinstallateur absolvierte, sieben Jahre später wurde er Meister im Kälteanlagenbau. Im Jahr darauf gründete er sein Unternehmen, zunächst noch in der eigenen Garage. Aber es ging stetig bergauf. Parallel dazu engagiert sich Hans Hund in den Selbstverwaltungsgremien des Handwerks: als Obermeister der Innung, in der Kreishandwerkerschaft, seit 2014 als Präsident der Handwerkskammer Münster und von 2016 bis 2021 als Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT) –– heute ist er dort Ehrenpräsident.

In allen Positionen und Aufgabengebieten zeichnet sich Hans Hund durch Zuverlässigkeit und Weitsicht aus. Intensiv setzt er sich für die Ausbildung junger Menschen ein. Besonders die Akademie des Handwerks mit Sitz in Schloss Raesfeld liegt ihm am Herzen. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Standort erhalten bleibt und zukunftsfähig gemacht wurde. Und dass damit die Ausbildung von Restauratorinnen und Restauratoren dort weitergeht. Auch in der Enquetekommission des Landtags „Zukunft von Handwerk und Mittelstand Nordrhein-Westfalen gestalten“ hat Hans Hund seit 2015 maßgeblich mitgewirkt. Das dort entwickelte Projekt „Innovationsdialog Handwerk“ gilt als Meilenstein für das Handwerk in Nordrhein-Westfalen und seine Zukunftsfähigkeit. 

Lieber Hans Hund, die Zeit heute reicht nicht, um alle Arbeitsfelder aufzuzählen, in denen Sie sich erfolgreich engagiert haben. Aber auch so besteht kein Zweifel, lieber Hans Hund: Den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, den ich Ihnen heute verleihe, haben Sie sich redlich verdient.

Prof. Dr. Wilhelm (Wim) Kösters aus Münster

Wim Kösters hat sich nicht nur in höchstem Maße für die Forschung verdient gemacht, sondern auch für die Nachwuchsförderung. Von 1991 bis zum Jahr 2011 lehrte er als Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Volkswirtschaftslehre und Direktor des Instituts für Europäische Wirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Und mehr als 20 Jahre lang hat sich Wim Kösters für das „RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung“ in Essen eingesetzt. Von 1996 bis 2002 gehörte er zunächst dem Forschungsbeirat an, darunter vier Jahre lang als Vorsitzender. 

Von 2003 bis 2017 war er im Vorstand des RWI aktiv. In dieser Funktion war er im Jahr 2004 maßgeblich an der Errichtung der inzwischen national wie international renommierten „Ruhr Graduate School in Economics“ beteiligt. Darüber hinaus engagiert sich Professor Kösters seit etwa 40 Jahren für die Studierenden und Promovierenden im Rahmen der katholischen Begabtenförderung des Cusanuswerks. Über 15 Jahre arbeitete er im Auswahlgremium der Studienförderung mit. Seit 2011 leitet er die Stiftung des Cusanuswerks als Vorstandsvorsitzender. Auch durch seinen Einsatz konnten bisher etwa 9.000 hochbegabte Studierende und Promovierende ideell und finanziell gefördert werden. Ebenfalls auf seine Initiative hin wird seit 2009 alle zwei Jahre der „Cusanus-Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement“ vergeben.

Lieber Professor Kösters, durch Ihre wissenschaftlichen Leistungen in Forschung und Lehre genießen Sie höchste Anerkennung. Sie haben sich mit außergewöhnlichem Einsatz für Forschung, Wirtschaft und Bildung verdient gemacht. Dafür danke ich Ihnen und verleihe Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Dr. Robert Neugröschel aus Aachen

Seit gut 25 Jahren ist Dr. Robert Neugröschel Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Aachen. 2002 gründet er die „Stiftung zur Förderung der Jüdischen Gemeinden“ und übt seitdem das Amt des Vorstandsvorsitzenden aus. Dr. Robert Neugröschel betreut außerdem das vielfältige Kulturprogramm der Gemeinde, zu dem Musikabende und Konzerte, aber auch Vorträge zu aktuellen politischen Themen gehören. Im Jahre 2007 wirkt Dr. Robert Neugröschel entscheidend daran mit, dass die Stadt Aachen einen jüdischen Teil auf einem kommunalen Friedhof einrichtet. 2016 wird er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen gewählt. Er wirkte maßgeblich bei den Verhandlungen über die jüngste Änderung des Staatsvertrags zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, den jüdischen Landesverbänden und der Synagogen-Gemeinde Köln mit. Am 5. April 2022 wurde der Vertrag unterzeichnet. 

In Zeiten wachsender antisemitischer Bedrohungen wurde damit ein besonders wichtiger Beitrag zur Stärkung des jüdischen Lebens bei uns in Nordrhein-Westfalen geleistet. Dass es heute wieder eine vielfältige jüdische Gemeinschaft in unserem Land gibt, ist alles andere als selbstverständlich. Es ist ein Geschenk, für das wir dankbar sind. Und es ist eine dauernde Verpflichtung, Jüdinnen und Juden vor jeder Form von Antisemitismus zu schützen. Auch für Dr. Robert Neugröschel ist der Kampf gegen den Antisemitismus das wichtigste Anliegen. Dabei helfen ihm seine engen Kontakte zur „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ in Düsseldorf, der „Deutsch-Israelischen Gesellschaft“ in Berlin und zu regionalen Arbeitsgemeinschaften in ganz Deutschland.

Lieber Herr Dr. Neugröschel, seien Sie versichert: Nordrhein-Westfalen steht auch in Zeiten großer Verunsicherung fest an der Seite von Jüdinnen und Juden. Ich ziehe den Hut vor Ihrem Engagement und verleihe Ihnen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Walter Schneeloch aus Bergisch Gladbach

Seit fast 40 Jahren hat sich Walter Schneeloch dem Sport verschrieben. Beruflich wechselte Walter Schneeloch – zuvor Hauptschullehrer – 1986 zur Bezirksregierung Köln. Dort war er zuständig für Schul- und Vereinssport. Er wurde anschließend Beigeordneter bei der Stadt Gummersbach, dort natürlich auch für Sport, aber auch für Schule, Kultur, Soziales und Jugend. Privat Tennisspieler, wurde er 1988 Vorsitzender des TUS Moitzfeld 1961 e.V. Aber Walter Schneeloch engagierte sich auch im Fußballkreis Rhein-Berg als Vorsitzender und im Fußballverband Mittelrhein (FVM) als stellv. Vorsitzender. Er trug wesentlich dazu bei, dass die Sportschule Hennef zu einer leistungs-starken multifunktionalen Sportschule ausgebaut wurde und in der Region und weit darüber hinaus hohes Ansehen gewonnen hat. Auch im Landessportbund (LSB) war Walter Schneeloch aktiv, ab 1993 als Beisitzer im Präsidium, später als stellvertretender und ab 2005 als Vorsitzender des LSB. Er blieb es über 15 Jahre.

Den Deutschen Olympischen Sportbund hat Walter Schneeloch durch sein Engagement ebenfalls mitgeprägt: von 2005 bis 2018 als Vorstandsvorsitzender der Führungsakademie und von 2006 bis 2018 als Vizepräsident für den Bereich „Breitensport und Sportentwicklung“. Im WDR-Rundfunkrat vertrat Walter Schneeloch von 2006 an zehn Jahre lang die Interessen des Sports, unter anderem im Haushalts- und Finanzausschuss. Ein umfassendes Engagement also für den Sport. Ein Leben für den Sport.

Lieber Walter Schneeloch, ich freue mich Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.

Horst Thoren aus Korschenbroich

Es ist fast 50 Jahre her, da entdeckte Horst Thoren seine Leidenschaft für das Brauchtum. Zunächst Mitglied der „St. Katharina-Junggesellenbruderschaft“ übernahm er schon bald Vorstandsämter. Seit 1977 gehört Horst Thoren dem Vorstand des Historischen Schützenverein „St. Sebastianus und St. Katharina“ in Korschenbroich an. Und setzt starke Akzente. So wurde dank seiner Initiative das Mönchengladbacher Stadtschützenfest 1981 erstmals wieder durchgeführt, nach langjähriger Unterbrechung. Seitdem hat sich das Fest zu einem Aushängeschild und Besuchermagneten in Mönchengladbach entwickelt. Zusätzliche Verantwortung übernahm Horst Thoren 1988 im Amt des Bezirksbundesmeisters – zuständig für 38 Schützenbruderschaften. 1990 wurde er Mitglied im Präsidium und ist inzwischen Vizepräsident des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Bereits seit 1993 engagiert er sich auch in der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen. 

Horst Thoren gilt als hochengagiert, zuverlässig und sehr kompetent. Zahlreiche Projekte gehen auf seine Initiative und Ideen zurück: Zum Beispiel die Einrichtung eines Schützenmuseums im „Dicken Turm“ in der Altstadt von Mönchengladbach. Horst Thoren war Mitinitiator, Organisator und Schriftführer des Vereins „Rettet Schloss Rheydt“. Der Förderverein sammelte Spenden, um das baufällige Renaissance-Schloss zu restaurieren und zu bewahren. Mit Erfolg: 1994 wurde es wiedereröffnet. 2018 – 100 Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkrieges – verfasste Horst Thoren eine Friedenserklärung. Auf dem Europäischen Schützentreffen im niederländischen Leudal wurde sie unterzeichnet.

Lieber Horst Thoren, vielen Dank für Ihren intensiven und langjährigen Einsatz für das Brauchtum. Ich freue mich, Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen zu überreichen.

Jacques Tilly aus Düsseldorf

Jacques Tilly ist vor allem bekannt für seine politischen und gesellschaftskritischen Werke. Seit gut 30 Jahren entwirft und baut er äußerst phantasievoll politisch-satirische Mottowagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug. Nicht umsonst wird seine Werkstatt liebevoll-spöttisch auch „Skandal-Schmiede“ genannt. Die Düsseldorfer Karnevalsverbände gewähren ihm buchstäbliche Narrenfreiheit. Und die weiß er zu nutzen. Pointiert und voller Spottlust stellt er mit stark überzeichneten, aber stets humorvoll wirkenden Großplastiken Missstände in Politik und Gesellschaft dar. Meinungsstark und mutig. Er scheut keine Institution, Staatsmacht oder Autorität. Wo es Missstände gibt, deckt Jacques Tilly sie kritisch und mit beißender Satire auf. Die Kunstwerke von Jacques Tilly und seinem Team regen zum Nachdenken an und sorgen oft für kontroverse Diskussionen. Seine Bildsprache ist global verständlich und von hoher künstlerischer Qualität. Seine Mottowagen werden von den Medien aus aller Welt aufgegriffen und die Bilder zieren in den Tagen nach Karneval Titelseiten der deutschen und auch der internationalen Presse. Damit erweist sich Jacques Tilly als wichtiger Botschafter des traditionsreichen rheinischen Karnevalsbrauchtums. 

Jacques Tilly engagiert sich zudem seit 2004 im Beirat der „Giordano-Bruno-Stiftung“. Die Stiftung steht für einen evolutionären Humanismus und setzt sich für die Werte der Aufklärung ein. Besonders hervorzuheben ist hier sein Engagement für die Interessen ehemaliger Heim- und Internatskinder, die oft schwerste physische und psychische Verletzungen erlitten haben, sowie für die Opfer sexueller Gewalt in kirchlichen Institutionen. Seit September 2018 veröffentlicht der „Humanistische Pressedienst“ in seinem Karikaturen-Fenster „Spott sei Dank!“ Werke zeitgenössischer Comic-Zeichner. Jacques Tilly hat hier nicht nur selbst einige der erfolgreichsten Werke beigesteuert, sondern er gehört auch der ehrenamtlichen Redaktion an. 

Lieber Jacques Tilly, jedes Jahr erfreuen sich hunderttausende begeisterte Menschen an Ihren Mottowagen. Indem Sie auch brisante politische Themen auf Ihre einmalige Art zuspitzen und sichtbar machen, sind Sie ein besonderer und geachteter Botschafter unseres Landes. Ihr herausragendes Engagement wird heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen belohnt.

Hermann Wallmann aus Münster

Hermann Wallmann ist ein Mann des Wortes. An der Universität Münster studiert er Germanistik und wird später im Hauptberuf Gymnasiallehrer. Zudem betätigt er sich seit Jahrzehnten als freier Literaturkritiker bei überregionalen Zeitungen, liefert Beiträge in Almanachen und Anthologien und schreibt selbst Essays, Gedichte und Prosa. Hermann Wallmann gründet schon 1988 den Literaturverein Münster e. V. und steht ihm seit langem vor. Zudem übernimmt er für nahezu 25 Jahre die künstlerische Leitung des Poesiefestivals „Internationales Lyrikertreffen“. Er gilt als feste Größe, wenn es darum geht, Poesie zu fördern und bekannt zu machen. Dabei beweist er einen guten Instinkt. Spätere Nobelpreisträger sind bei ihm in Münster zu Gast: Herta Müller und Tomas Tranströmer. Immer ist es Hermann Wallmann, der bestens vernetzt die Fäden in der Hand hält. Etwa bei Jurysitzungen zum „Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie“ oder in der Kulturstiftung der Sparkasse Münster, wo Hermann Wallmann seit Stiftungsgründung im Kuratorium sitzt. Er ruft internationale Schriftstellertreffen mit Werkstattgesprächen ins Leben. Und seit langem hat er auch die jährliche Benefiz-Lesung „Literatur Plus“ zu seinem Anliegen gemacht, bereitet sie vor und moderiert sie. Hermann Wallmann hat nicht nur an der Schule unterrichtet, sondern auch an der VHS Münster, der Gesamthochschule Essen und der Universität Marburg. 

Lieber Herr Wallmann, ein derartiges Pensum schafft man nur mit einem enormen zeitlichen Aufwand, ganz viel Sachverstand und großer Leidenschaft für die Literatur. Das Land Nordrhein-Westfalen dankt Ihnen heute für Ihren Einsatz mit der Verleihung des Landesverdienstorden.