Leben unter Wasser

SDG 14

Zwar besitzt Nordrhein-Westfalen keine Küsten und damit keinen direkten Landkontakt zu Meeren und Ozeanen – jedoch haben die Belastungen der Meeresgewässer ihren Ursprung oft an Land. Als Binnenland ist sich NRW dieser Verantwortung bewusst.  

Blaue Zeichnung eines Fischs, der unter zwei Wellen schwimmt.

Ökologisch intakte, leistungsfähige Meeres- und Küstenökosysteme sind für den Erhalt der Biodiversität, für die weltweite Ernährungssicherung, für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, sowie für das globale Klimasystem von zentraler Bedeutung. 

„Die Ozeane sind die Grundlage allen Lebens auf unserem Planeten. Als größtes Ökosystem der Erde bieten sie fast einer Million bekannter Arten Lebensraum und bergen ein enormes noch zu erforschendes Potenzial,“ heißt es im Bericht der der Vereinten Nationen zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung  Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) macht im globalen Bericht zum Zustand der Biodiversität und der Ökosystemleistungen erschreckend deutlich: Fast 33 Prozent der riffbildenden Korallen, der Haie und haiverwandter Arten und mehr als ein Drittel aller Meeressäugetierarten sind bedroht. Außerdem sind 66 Prozent der Meeresökosysteme stark verändert und zunehmend geschädigt. 

Zudem sind die Ozeane die größte Kohlenstoffsenke der Erde. Sie absorbieren rund 23 Prozent der jährlich von Menschen verursachten CO2-Emissionen und helfen damit die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. Durch das absorbierte CO2 ist jedoch der Säuregehalt des Meerwassers gestiegen. Je höher der Säuregehalt des Meerwassers ist, desto geringer seine Fähigkeit, CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen und den Klimawandel abzumildern.  Die in der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie verankerten Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen (unter anderem 80 Prozent Reduktion bis 2050 im Vergleich zu 1990, siehe SDG 13) tragen damit auch zum Schutz der Meere bei.

Da die Meere über die Flüsse mit dem Landesinneren verbunden sind, kann und muss das Binnenland NRW zur Zielerreichung im SDG 14 beitragen. Besondere Einwirkungsquellen sind dabei die großen Fließgewässer, namentlich der Rhein, die Weser und die Ems. Gleichzeitig sind aber auch die kleineren (Zu-)Flüsse und Bäche in den Blick zu nehmen. 

Mit über 50.000 km Fließgewässer ist sich NRW seiner Verantwortung für den Schutz der Meere bewusst.

Bei den Gewässereinträgen, also allem was über Abwässer und Regenkanalisation kontinuierlich in die Gewässer gelangt, sind die Nährstoffeinträge Stickstoff und Phosphor sowie die Schadstoffeinträge durch beispielsweise Humanarzneimittelwirkstoffe und Mikroplastik von besonderer Bedeutung. Die Nährstoffe tragen erheblich zur Überdüngung der Meere bei, was unter anderem zu unerwünschten Algenblüten, Verlust der Biodiversität und zu einer veränderten Artenzusammensetzung führt. In Symbiose zum SDG 2 ist daher eine nachhaltige Landwirtschaft zentral, um die Nährstoffeinträge in der Landwirtschaft zu verringern und so zu einer Entlastung der Meeresökosysteme beizutragen. 

Aber auch Schadstoffeinträge, zum Beispiel aus Humanarzneimittelwirkstoffen können Pflanzen und Tieren schaden. So können Hormonpräparate die Fortpflanzung von Fischen beeinträchtigen, psychotherapeutische Mittel zu Verhaltensänderungen bei Fischen führen und Antibiotika das natürliche Wachstum von Algen hemmen. Der Weg der Humanarzneimittel und deren Abbauprodukte führt von den Haushalten mit dem Abwasser in die Kläranlagen. Im Klärprozess können mit der derzeit herkömmlichen Klärtechnik aber nicht alle Wirkstoffe zurückgehalten werden und gelangen so über den Kläranlagenablauf in die Gewässer und schließlich auch in die Meere. Hier bedarf es einer technologischen Weiterentwicklung und möglicherweise einer Nachrüstung kommunaler Kläranlagen. Bevor die Rückstände allerdings ihren Weg in das Haushaltsabwasser finden, können wir alle Maßnahmen ergreifen hier entgegenzuwirken – indem nicht benötigte oder abgelaufene Medikamente sachgerecht in der Restmülltonne, bei Schadstoffsammelstellen oder in Apotheken entsorgt werden.

Plastik ist zum Grundstoff unserer Zeit geworden – mit zum Teil verheerenden Folgen.

Mikroplastik ist ein weiterer Schadstoff, den es in den Fließgewässern zu verringern gilt. Seinen Weg in Gewässer findet Mikroplastik direkt über das Abwasser, durch Reste von Kosmetikprodukten wie Peelings und Zahnpasta oder durch das Waschen von synthetischen Textilien (zum Beispiel Fleece). Aber auch der Zerfall größerer Plastikteile wie etwa Verpackungen oder Reifen, verursacht durch Abrieb oder Sonneneinstrahlung, landet durch Niederschläge in den Gewässern.  In Zusammenhang mit dem SDG 12 sind zentrale Faktoren zur Verringerung von Mikroplastik daher in unseren Produktions-, Konsum- und Lebensstilmustern zu finden. Wenn Unternehmen bereits beim Produktdesign auf eine recycelfähige und ökologisch abbaubare Verpackung achten und Verbraucherinnen und Verbraucher Plastikmüll vermeiden und beim Kauf von Konsumgütern und Lebensmitteln auf einen geringen ökologischen Fußabdruck und eine nachhaltige Produktion achten, können die negativen Auswirkungen auf maritime Ökosysteme verringert werden. Hier sind die globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten zu berücksichtigen.

Zu diesen SDGs gibt es viele Querverbindungen: