SDG 12
Die Unternehmen und Bevölkerung Nordrhein-Westfalens verbrauchen mehr Ressourcen als dem Land zur Verfügung stehen, so dass die Stärkung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster unabdingbar ist, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
SDG 12 zielt auf eine Anpassung der Lebensweisen und des Konsumverhaltens, um die Ressourcen des Planeten auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Dabei dürfen sowohl die Menschenrechte als auch die planetaren Belastbarkeitsgrenzen der Erde nicht außer Acht gelassen werden.
Vor allem Industrieländer wie Deutschland haben in diesem Zusammenhang eine besondere Verantwortung gegenüber der nachhaltigen Entwicklung und der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele, da sie in Breite und Tiefe eng in den globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten eingebunden sind. Gleichzeitig können Industriestaaten positive Impulse für eine nachhaltige Veränderung der Produktionsmuster in industriell geprägten Drittstaaten sowie Schwellen- und Entwicklungsländern setzen. Zudem nehmen Industrieländer wie Deutschland eine Vorbildfunktion gegenüber denjenigen Schwellen- und Entwicklungsländern ein, die sich an den Produktions- und Konsummustern der Industriestaaten orientieren.
Deutschland und das Land NRW verbrauchen derzeit deutlich mehr Ressourcen als tatsächlich zur Verfügung stehen: „Würden alle 7 Milliarden Menschen weltweit den nordrhein-westfälischen Lebensstil mit seinem aktuellen Ressourcenverbrauch und Energiemix führen, bräuchte man auf Dauer etwa 3,3 Erden“, heißt es im Umweltbericht Nordrhein-Westfalen 2016. Für den ökologischen Fußabdruck hierzulande bedeutet dies „dass wir in Deutschland die Natur dreimal so schnell nutzen, wie sich Ökosysteme regenerieren können.“ Deswegen ist die Stärkung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster essenziell, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben und die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dazu bedarf es in NRW der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Primärressourcennutzung sowie der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Lebensstilen. Diese Entwicklung würde einhergehen mit der Transformation in ein nachhaltiges, ressourcenschonendes Kreislaufdenken in Produktion und Konsum, aber ebenso der Akzeptanzsteigerung in der Bevölkerung für einen gesellschaftlichen Transformationsprozess hin zu nachhaltigem Konsum.
Zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele sind in NRW sowohl die öffentliche Hand als auch Unternehmen und die privaten Akteurinnen und Akteure in der Verantwortung ihre Konsum- und Produktionsmuster zu überdenken und zu überarbeiten. Private Haushalte tragen durch ihre Entscheidungen erheblich dazu bei wie Ressourcen im In- und Ausland verbraucht werden. Deshalb ist eine wichtige Aufgabe der Landesregierung die Verbraucherinnen und Verbraucher als Marktakteure weiter zu stärken und sie zu befähigen informiert handeln zu können.
Mit rund 1.000 Unternehmen, über 100.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von rund 41 Mrd. Euro bildet die lebensmittelverarbeitende Wirtschaft in NRW einen wichtigen Baustein für nachhaltigere Konsum- und Produktionsmuster.
Ein wesentlicher Bestandteil des privaten Konsums ist der Bereich Lebensmittel und Ernährung. Hier müssen besonders Lebensmittelverluste, ein fairer, umweltverträglicher und regionaler Rohstoffbezug sowie eine ressourcenschonende und sozial verantwortliche Produktion in den Blick genommen werden. Das Ziel der Landesregierung den Ökolandbau auf 20 Prozent bis zum Jahr 2030 zu steigern zeigt als ein ausgewähltes Ziel die Wechselwirkungen zwischen SDG 12 und SDG 2 „Kein Hunger“ auf. Verschiedene Beratungssysteme und Zertifizierungen können hier die Wertschätzung für Lebensmittel steigern, wie zum Beispiel die Klassifizierung der ökologisch produzierten Lebensmittel. Sie können einen Beitrag zum NRW-Ziel leisten, den Ausgabenanteil von biologisch erzeugten Nahrungsmitteln (mit EU-Biosiegel) an den Gesamtlebensmittelausgaben bis 2030 substanziell zu erhöhen.
Ein weiterer wichtiger Konsumbereich ist der Energieverbrauch: Der hier zu verzeichnende Trend vom reinen Energiekonsum hin zu einer individuellen, ressourcensparsamen Energieerzeugung ist zu stärken, um Bürgerinnen und Bürger als Prosumer aufzustellen. Dieses wird auch durch den digitalen Wandel und den Ausbau der erneuerbaren Energien ermöglicht. Hier unterstützen Beratungsprogramme, wie „Energie2020plus“ der Verbraucherzentrale NRW sowie weitere zielorientierte Informations- und Sensibilisierungskampagnen in NRW die Bevölkerung in ihrem Bestreben nachhaltig zu handeln.
Aber auch Unternehmen müssen ihren Anteil der nachhaltigen Produktion und nachhaltigen Dienstleistungen erhöhen, was bedeutet, dass sie ihre Produkte und Prozesse energie- und ressourceneffizient auslegen, den Einsatz und Ausstoß von Schadstoffen vermeiden und sich für faire Arbeitsbedingungen einsetzen müssen – das alles in ihrem eigenen Betrieb und entlang der Liefer- und Wertschöpfungsketten. Die Transformation zu einer Circular Economy sowie Corporate Social Responsibilty (CSR) sind dabei weitreichende Aufgaben. Umweltmanagementsysteme und -normen können Unternehmen dabei helfen sich nachhaltig zu strukturieren. NRW unterstützt Unternehmen bei diesen Prozessen und hat sich zum Ziel gesetzt die Anzahl der Standorte mit Umweltmanagementsystemen EMAS und ISO 14001 zu steigern.
Die öffentliche Beschaffung kann sich durch ihre hohe Nachfragemacht für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster einsetzen. Sie hat zudem eine Vorbildfunktion und kann durch den öffentlichen Einkauf Anreize für die Entwicklung nachhaltiger Produkte setzen und bildet damit ein wichtiges Umsetzungsinstrument der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie.